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Metabolische Effekte der Fasting-Mimicking-Diät: Verbesserung von Blutzuckerkontrolle und Nierengesundheit bei Typ-2-Diabetes – Ergebnisse einer Heidelberger Studie

  • Autorenbild: Redaktion
    Redaktion
  • 16. Dez. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Die Fasting-Mimicking-Diät (FMD) könnte einen Wendepunkt in der Behandlung von Typ-2-Diabetes und dessen Folgeerkrankungen markieren. Während klassische Therapieansätze bei Diabetes auf die medikamentöse Senkung des Blutzuckerspiegels und die Kontrolle des Körpergewichts abzielen, setzen neue Forschungsergebnisse zunehmend auf ernährungsbasierte Interventionen, die tiefgreifende metabolische Effekte auslösen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Heidelberg legt nahe, dass die FMD nicht nur den Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c) senkt, sondern auch Nierenschäden, die häufig mit Typ-2-Diabetes einhergehen, signifikant reduzieren kann.

Typ-2-Diabetes mellitus ist eine der führenden Ursachen für diabetische Nephropathie – eine chronische Nierenschädigung, die durch eine erhöhte Albuminausscheidung im Urin (Albuminurie) charakterisiert ist. Die Studie wurde mit dem Ziel durchgeführt, den Einfluss der Fasting-Mimicking-Diät auf drei zentrale Parameter zu evaluieren: die Blutzuckerkontrolle, die Insulinsensitivität und die Albuminurie. Die Forscher untersuchten, ob die Nachahmung eines Fastenzustands durch gezielte Nährstoffzufuhr eine messbare Verbesserung dieser klinischen Werte bewirken kann.


Die Fasting-Mimicking-Diät, die in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der metabolischen Forschung gerückt ist, funktioniert wie folgt: Für fünf Tage im Monat nehmen die Teilnehmer der Diät nur etwa 500–800 Kalorien zu sich, die hauptsächlich aus gesunden Fetten, wenig Protein und komplexen Kohlenhydraten bestehen. Dadurch wird der Körper in einen Fastenzustand versetzt, bei dem bestimmte Zellprozesse aktiviert werden, die sonst nur bei vollständigem Nahrungsverzicht auftreten. Dazu gehört die sogenannte Autophagie, ein natürlicher Selbstreinigungsmechanismus der Zellen, der defekte Zellbestandteile abbaut und die Zellregeneration unterstützt. Gleichzeitig sinken die Insulinspiegel, die Insulinempfindlichkeit verbessert sich und chronische Entzündungsreaktionen im Körper werden gehemmt.

Die Heidelberger Studie wurde als randomisierte, kontrollierte klinische Untersuchung konzipiert und umfasste insgesamt 120 Patienten mit diagnostiziertem Typ-2-Diabetes und bestätigter Albuminurie. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die Interventionsgruppe führte die FMD fünf Tage pro Monat durch, während die Kontrollgruppe eine kalorienkontrollierte Standarddiät ohne Fastenelemente erhielt. Über einen Zeitraum von sechs Monaten wurden regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchgeführt, bei denen die wichtigsten Stoffwechselparameter, das Körpergewicht und die Albuminausscheidung im Urin gemessen wurden.

Die Ergebnisse der Studie sind bemerkenswert: In der FMD-Gruppe kam es zu einer signifikanten Reduktion des HbA1c-Wertes, einem zentralen Marker für die Langzeit-Blutzuckerkontrolle. Während die Kontrollgruppe lediglich eine Reduktion von 0,5 % erzielte, verzeichnete die FMD-Gruppe eine durchschnittliche Senkung von 1,2 %. Ein ähnlich positiver Effekt zeigte sich bei der Insulinsensitivität, die anhand des HOMA-IR-Indexes (Homeostasis Model Assessment of Insulin Resistance) bewertet wurde. Die Insulinempfindlichkeit der FMD-Patienten verbesserte sich um durchschnittlich 25 %, was auf eine effizientere Verwertung des körpereigenen Insulins hinweist.

Am bedeutsamsten jedoch war der Effekt auf die Albuminurie: Die Albuminausscheidung im Urin, ein Frühmarker für Nierenschäden, wurde in der FMD-Gruppe um beeindruckende 35 % gesenkt. In der Kontrollgruppe war dieser Effekt kaum messbar. Dies deutet darauf hin, dass die Fasting-Mimicking-Diät nicht nur den Blutzuckerspiegel positiv beeinflusst, sondern auch nephroprotektive Effekte entfalten könnte, die das Fortschreiten der diabetischen Nephropathie verlangsamen.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt der FMD war die Gewichtsreduktion: Die Teilnehmer der Interventionsgruppe verloren im Durchschnitt 4,5 kg innerhalb von sechs Monaten, während die Kontrollgruppe nur minimale Gewichtsveränderungen zeigte. Dieser Effekt ist insofern relevant, als Übergewicht einer der Hauptfaktoren für die Insulinresistenz bei Typ-2-Diabetes ist.

Die Studie liefert somit überzeugende Hinweise darauf, dass die Fasting-Mimicking-Diät als ergänzende Therapie zur Standardbehandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt werden könnte. Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch die einfache Umsetzung und die geringe zeitliche Belastung – nur fünf Tage im Monat – ist die FMD für viele Patienten praktikabler als herkömmliche Fastenkuren oder strenge Diätpläne. Gleichzeitig erzielt sie tiefgreifende metabolische Effekte, die sowohl die Blutzuckerkontrolle als auch die Nierengesundheit verbessern.

Die Forscher betonen jedoch, dass weitere Langzeitstudien notwendig sind, um die Nachhaltigkeit dieser Effekte zu bestätigen und mögliche Mechanismen genauer zu untersuchen. Zudem gilt es, die praktische Integration der FMD in bestehende Behandlungspläne zu evaluieren, um sicherzustellen, dass sie langfristig die Adhärenz der Patienten unterstützt und keinen negativen Einfluss auf die Nährstoffversorgung hat.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fasting-Mimicking-Diät einen innovativen und vielversprechenden Ansatz zur Therapie von Typ-2-Diabetes bietet. Die Ergebnisse der Heidelberger Studie eröffnen neue Perspektiven für die Behandlung dieser weit verbreiteten Erkrankung und zeigen, dass ernährungsmedizinische Ansätze nicht nur eine Ergänzung zur medikamentösen Therapie darstellen, sondern entscheidende Vorteile in der Prävention von Folgeerkrankungen wie der diabetischen Nephropathie liefern können.

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